Vor einiger Zeit habe ich einen kleinen Vergleich zwischen einem Foto von einem Handy und einer Spiegelreflexkamer auf Facebook und Instagram hoch geladen. Mir ging es dabei um das Thema (welches ich auch öfter höre) «Mit den heutigen Handy-Kameras braucht es doch keine Fotoshootings und Fotografen mehr».

Nie hätte ich mir beim Tippen des Textes dabei erträumen lassen, dass der Beitrag durch die Decke gehen würde und ich dazu so viele Nachrichten und Kommentare erhalten habe. Viele Kommentare waren super positiv, andere empfanden den Vergleich als ungerecht weil ich das Bild von der Spiegelreflexkamera bearbeitet habe und einige hatten auch ein paar «böse» Nachrichten für mich parat (ach ja, wie man doch die Trolle liebt).

Es gab aber auch tolle Diskussionen dazu, was mich dazu anregte mich noch etwas weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Dabei entschloss ich mich noch einmal eine kleine Versuchsreihe zu starten, bei der ich verschiedene Kameras miteinander vergleiche.

Wichtig ist mir dabei zu sagen,  dass ich damit aber kein Kamera-Bashing oder so los treten möchte, denn es gibt auch tolle Fotografen, die mit dem Handy schöne Fotografien erstellen, ich denke aber gerade in der Pferdefotografie wird es hier schon schwerer ein gutes Foto zu erhalten (sei das wegen der Verzerrung, der Geschwindigkeit beim Auslösen oder auch wegen der Retusche). Jede Kamera hat ihre Daseinsberechtigung und wie schon im Post geschrieben: Handys sind super, wenn es darum geht, dass man schnell einen tollen Moment als Schnappschuss festhalten kann, wenn es aber darum geht den einmaligen Zauber von einem Pferd einzufangen, können sie trotzdem nicht mit einer guten Spiegelreflexkamera und vor allem nicht mit der Erfahrung vom Fotografen mithalten.

Auf was hab ich dabei geachtet?

Kamera: Für den kleinen Vergleich hab ich einmal unterschiedliche Kameras die ich zu Hause hatte mitgenommen und sie immer gegen meine grosse Kamera antreten lassen, damit man hier auch ordentlich vergleichen kann. Im Vergleich traten also das iPhone 7 Plus, meine Nikon D5200 und die Canon 1D X bzw. bei den Portraits die Canon 5D Mark IV an (ja, ich hab bei dem Vergleich gleich mit einer «fremden» Kamera fotografiert) gegeneinander an. 

Wie hab ich fotografiert:
Ich habe versucht jeweils einmal als «Laie» und dann einmal als «Profi» zu fotografieren. So hab ich z.B. mit dem Handy einmal die Pferde im stehen und Handy vor dem Kopf fotografiert aber dann auch mal so, dass ich in die Knie ging, so wie ich es sonst auch beim fotografieren mache. 

Bildbearbeitung:
Auch hier hab ich versucht alle Bilder immer mit den Möglichkeiten die mir zur Verfügung stand zu bearbeiten oder so wie es im täglichen Leben «realistisch» wäre. Ich habe aber auch darauf geachtet, dass es möglichst die gleichen Programme sind. So hab ich z.B. die «laienhaften» Handyfotos mit der Lightroom und Photoshop App von Adobe bearbeitet. Die Profifotos hab ich dann jeweils ganz normal bearbeitet und versucht so gut wie möglich mein Workflow darauf anzuwenden. So könnt ihr nun immer zwischen unbearbeitet, Grundoptimierung und Retusche vergleichen. 

Porträt/Bewegungsbilder:
Damit ihr dieses Mal nicht nur ein Vergleich bei Bewegungsbilder seht, hab ich meine zwei pferdigen Modelle auch im Porträt fotografiert und das auch immer möglichst in der gleichen Pose (war allerdings bei den Bewegungsbilder nicht so einfach bzw. fast nicht möglich, da am Abend sich auch das Licht sehr schnell verändert).

Bildgrösse:
Auf die Bildgrösse gehe ich hier einmal nicht ein, denn für meinen Blog und das Internet musste ich die Bilder allesamt verkleinern und dann spielt auch die Qualität vom Bild eine untergeordnete Rolle.

Auswahl:
Wie ich es auch sonst in der Fotografie mache, habe ich mit allen Kameras immer gleich mehrere Fotos von einer Pose gemacht und mich dann bei der Bearbeitung für die beste Aufnahme entschieden. So soll das Argument «du hast dir einfach bei dem Handyfoto keine Mühe gegeben» entkräftet werden.

So das waren jetzt einmal ein paar Grundinformationen damit ihr wisst, worauf ich geachtet und welche Gedanken ich mir so dabei gemacht habe. Jetzt können wir uns die einzelnen Kameras bzw. die Bilder davon etwas näher anschauen.

Handy – iPhone 7 Plus

Wie schon erwähnt habe ich hier jeweils einmal ein Foto als ganz normaler Handynutzer gemacht, der sich nicht viele Gedanken zur Position vom Fotografen macht und einmal als «Profi». Natürliche stehen die Pferde im Vergleich schon so, wie ich sie auch als Profi platzieren würde aber damit man bei der Pose einen gleichen Nenner hat, hab ich hier auf ein umgestelltes Foto verzichtet.

Was mir dabei aufgefallen ist, dass die laienhaftere Varianten (also Foto im Stehen aufnehmen) mir doch wesentlich besser gefällt. Also zumindest bei den Portraits. Da ich aber vielfach gelesen habe, dass es nicht ein fairer Vergleich ist, wenn man nicht auch mit dem Handy in die Hocke geht hab ich das einmal getestet. Dass das Pferd dann doch eher sehr unvorteilhaft aussieht (weil ich auch wegen der kleinen Brennweite sehr nahe heran musste) lässt sich wohl kaum bestreiten…

Hier einmal die «laienhafte» Variante, bearbeitet mit der Lightroom und Photoshop App…

… und hier ist die Profivariante. Hier bin ich in die Hocke gegangen und hab es in Lightroom und Photoshop am Desktop bearbeitet, damit auch die Farben angeglichen werden, das Halfter retuschiert und mit Dodge and Burn Details hervorgehoben werden. Auch wollte ich die ablenkenden hellen Flecken am Bauch noch mehr retuschieren aber das wurde leider schnell ein grosses Pixel-Gematsche (und weil die Perspektive echt schei*** ist, zeig ich euch gleich zwei Bilder, damit ihr seht, dass es nicht nur mit einer schlechten Aufnahme zu tun hat).

Auch bei den Bewegungsbilder hab ich wieder das gleiche Prinzip angewendet. Einmal als Laie fotografiert (hier hab ich das Handy auch abgegeben)…

… und einmal als «Profi». Dabei wurde immer die Möglichkeit Serienbilder zu erstellen genutzt, damit ich auch eine schöne Bewegungsphase aussuchen konnte. Dabei hab ich es gewagt das Pferd einmal Formatfüllend aufzunehmen aber wegen der kurzen Brennweite musste ich schon extrem nahe ran gehen, was ich bei einem fremden Pferd niemals machen würde, da man sich so auch schnell in Gefahr bringt. Bei Marialva weiss ich aber, dass es nicht plötzlich ausschlägt, mich auch gut kennt und nicht eifach so über den Haufen rennen würde.

Edit: Beim schreiben und austauschen über den Beitrag wurde mir noch gesagt, dass es auch Apps gibt mit denen man am Handy Belichtung, Zeit usw. steuern kann und so eine art RAW-Handyfoto bekommt. Das war mir zum Zeitpunkt des Tests nicht bewusst und ganz ehrlich würde ich dafür auch kein Geld ausgeben wollen. Dafür nutze ich mein Handy als richtige Kamera einfach zu wenig. Ausserdem kann man auch damit die fehlende Brennweite, die in der Pferdefotografie wichtig ist, nicht ersetzten.

Kleine Spiegelreflexkamera – Nikon D5200 mit dem 18-105 mm, f 3.5-5.6 Kitobjektiv

Auch das ist eine etwas ältere Kamera aber ich hab mit ihr angefangen und durch den Crop-Faktor sollte das Objektiv auch an Brennweite gewinne (so um die 160-170mm) wodurch ich mir eine weniger Schlimme Verzerrung erhoffe…

Getestet hab ich die Kamera wieder einmal im automatischen Modus und einmal im manuellen und hier bin ich einmal normal stehen geblieben und einmal in die Hocke gegangen. Auch die Bearbeitung hab ich einmal als Laie und einmal in meinem gewohnten Stil durchgeführt (in Lightroom und Photoshop hab ich die Einstellung mit den «Profifotos» synchronisiert).

Was man hier ganz schön sehen kann ist, dass durch das verändern der Position bzw. Perspektive nochmals mehr aus der Kamera heraus geholt werden kann. Trotzdem ist die Blende von f 5.6 nicht ganz ideal. Das Motiv wird im vergleich zu den anderen beiden Kameras sicher schon viel besser frei gestellt aber da ich die weichen Hintergrunde einfach absolut liebe, ist mir das nicht genug.

Das ganze hab ich natürlich auch bei den Bewegungsbilder getestet, wobei ich hier nicht mehr ganz aus dem Stehen fotografiert habe. Das hab ich dann schlichtweg vergessen bzw. war ich dann schon zu sehr in meinem gewohnten Arbeitsmodus drin:

Das Foto im automatischen Modus hat mich doch dann doch sehr erstaunt. Die Einstellungen war gar nicht schlecht und den Farblook fand ich unglaublich schon. Leider ist das Foto durch die Bewegung nicht ganz scharf. Da hat die Kamera dann doch ein zu niedrige Belichtungszeit gewählt.

Grosse Spiegelreflexkamera – Canon 1D X und 5D Mark IV, 300 mm f 2.8

Zugegeben, der Sprung von der kleinen Spiegelreflexkamera auf die grosse ich doch schon recht gross. Ich hätte auch mal das 300mm an der D5200 ausprobieren können, ich glaube aber da wär dann der Unterschied nicht mehr ganz so gross gewesen, denn ich bin der Ansicht, dass es sinnvoller ist da sein Geld zu investieren als in eine besser Kamera, weil die Kameras heute immer wie ähnlichere Funktionen haben.

Ausserdem hab hier bei diesen Bilder bewusst darauf verzichtet die Bilder als Laie und als Profi aufzunehmen, denn ich bin der Meinung, dass wenn jemand so ein Equipment benutzt garantier auch nicht im automatischen Modus ohne Plan fotografiert. So will ich zu diesen Bilder auch gar nicht zu viele Worte verlieren, sondern eher als Referenzbilder aufführen, damit ihr eben auch mal vergleichen könnt.

Und mein Fazit?

Wie gesagt, jede Kamera hat ihre Daseinsberechtigung und gerade auch mit einer kleinen, vergleichsweisen billigen Spiegelreflexkamera kann man schon sehr viel aus den Fotos holen, vorausgesetzt man weiss auch wie man Pferde hinstellen muss, damit ihre besten Vorzüge zum Vorschein kommen. Wer ohne Plan und Idee einfach mal so ein Pferd fotografiert wird auch mit der besten Kamera keine guten Bilder schiessen können.

Ausserdem lässt sich gut darüber streiten ob dieser Vergleiche nun noch einem durchschnittlichen Handyuser/Kamerauser entsprechen, denn auch wenn ich versucht habe wie ein «Laie» zu fotografieren wird mein Wissen über die Pferdefotografie immer etwas mitschwingen. Ausserdem muss man sich auch fragen wie relistisch die Bearbeitung per App ist, denn damit muss man sich auch etwas auskennen und verstehen was welcher Regler bewirkt. Ausserdem braucht man Zeit dafür, denn die Bearbeitung ist nicht 30 Sekunden erledigt.

Die Retusche in der Photoshop App war für mich übrigens nicht wirklich befriedigend und nach dem 20ten Versuch es irgendwie besser hin zu bekommen, hab ich dann auch aufgegeben (Wenn man die Bilder klein anschaut siehts noch ganz gut aus aber wehe man zoomt hinein. Dann erkennt man die Retusche sehr gut.) Weil das aber auch öfter als «Kritikpunkt» genannt wurde hab ich diese auch mit in den Vergleich genommen. Wir wollen hier ja gerne transparent bleiben.

So muss jeder für sich entscheiden was er für ein Foto ausgeben kann und möchte und was ihm schlussendlich auch wichtig ist. Ich kann nur von mir und meiner Erfahrung bzw. vom Feedback meiner Kunden sprechen, dass sie zwar auch viele Bilder mit Handy und kleiner Spiegelreflexkamera machen aber dann doch sehr froh sind, dass sie ein Shooting bei mir gebucht haben, denn durch meine langjährige Erfahrung mit Pferden (inzwischen sind es über 23 Jahre), und meiner grafischen Ausbildung (und damit auch das verbundene Wissen, was das menschliche Auge als schön empfindet) kann ich einfach nochmals mehr aus einem Foto heraus holen und vor allem auch das einfangen, was bis dahin vielleicht auch verborgen lag (nicht selten höre ich den Satz «Ich hätte nie gedacht, dass mein Pferd so hübsch und fotogen sein kann» an einem Shooting).

Genau hier liegt wohl auch das stärkste Argument eines Fotografen, denn auch die beste Handykamera (oder auch Onkel Walter mit Spiegelreflexkamera ) wird die Erfahrung eines Profis nicht ersetzen können. Er weiss, wie er mit seinem Equipment umgehen muss, was er aus den Fotos rausholen kann und möchte, wie er mit dem Licht spielen kann und erkennt die Stärken und Schwächen von seinem Model und kann so ein top Foto garantieren, dass auch nach etlichen Jahren viel Freude bereitet.

Und zum Schluss: Ich hätte hier noch unendlich viele weiter Kombinationen und Möglichkeiten vergleichen können aber irgendwo musste ich mir auch eine Grenze setzten, auch zum Wohle der Pferde. Mir ging es hier lediglich nochmals darum Argumente und Ideen zu meinem ersten Vergleich aufzugreifen und zu vergleichen. Ein vollumfänglicher und «wissenschaftlicher» Vergleich sollte das hier niemals werden.

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